Was bedeutet eigentlich Fairer Handel?
Fairer Handel ist eine Handelspartnerschaft, die nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel, vor allem mit Entwicklungsländern des Globalen Südens, also Afrika, Südamerika und Südasien, strebt. Dafür werden gewisse Standards festgelegt, die ständig überprüft und angepasst werden. Diese Standards betreffen sowohl soziale als auch Nachhaltigkeitsaspekte.
Was sind die Ziele des Fairen Handels?
Die Hauptziele sind in den 10 Grundsätzen des Fairen Handels festgelegt:
1. Chancen für benachteiligte Produzierende
Ein besonders wichtiges Ziel ist die Bekämpfung der Armut. Aus diesem Grund werden besonders Kleinproduzierende unterstützt, ein sicheres Einkommen für sich aufzubauen und wirtschaftlich selbstständig zu werden. Damit schafft der Faire Handel viele neue Absatzmärkte für die Produzierenden, die wirtschaftlich benachteiligt sind.
2. Transparenz & Rechenschaftspflicht
Um mehr Gerechtigkeit erreichen zu können, ist vor allem Transparenz zwischen den Handelspartnern wichtig. Alle Mitglieder der Wertschöpfungskette, also vom Produzierenden bis zum Einzelhandelndem müssen ehrlich und respektvoll miteinander umgehen und gleichermaßen am Informationsaustausch und an wichtigen Entscheidungen beteiligt werden.
3. Faire Handelspraktiken
Beim Fairen Handel geht es nicht um schnelle Profitmaximierung, sondern darum langfristige Handelsbeziehungen aufzubauen und damit vor allem das wirtschaftliche und soziale Wohlergehen der Produzierenden zu verbessern.
4. Faire Bezahlung
Durch die Festlegung von Preisen oberhalb des üblichen Weltmarktpreises können Gewinne erzielt werden, die den Produzierenden einen würdigen Lebensstandard ermöglichen, ganz gleich, ob es sich um Männer oder Frauen handelt. Sie sollen in der Lage sein, sich eine Wohnung, Essen, medizinische Versorgung, Kleidung und Bildung zu leisten und noch eine Reserve für Krisenzeiten aufbauen zu können.
5. Keine Kinderarbeit, keine Zwangsarbeit
Im Fairen Handel ist Kinder- und Zwangsarbeit strengstens verboten und Unternehmen müssen regelmäßig überprüfen, dass diese nicht vorkommt und dass die Rechte der Kinder und Arbeitenden alle eingehalten werden.
6. Geschlechtergerechtigkeit, Versammlungsfreiheit, keine Diskriminierung
Auch gegen Diskriminierung setzt sich der Faire Handel ein. Kein Mensch darf aufgrund seines Geschlechts, seiner Religion, Herkunft, seiner sexuellen Orientierung oder wegen einer Krankheit benachteiligt werden. Besonders Frauen werden unterstützt sich selbstständig machen zu können, um aus sozialen Missständen aufgrund von Geschlechterungleichheit herauszukommen.
7. Gute Arbeitsbedingungen
Bei diesem Grundsatz geht es um die Vermeidung von Gefahren am Arbeitsplatz. Es ist wichtig, dass jeder bei der Arbeit sicher ist und keine gesundheitsgefährdenden Tätigkeiten ausführen muss. Zudem gibt es festgelegte Arbeitszeiten, sodass die Arbeitenden nicht durch zusätzliche Arbeitsstunden ausgebeutet werden. Die Fair-Handels-Organisationen sind verpflichtet, regelmäßig zu überprüfen, dass diese Bedingungen eingehalten und gegebenenfalls gemeinsam mit den Produzierenden überarbeitet und verbessert werden.
8. Aus- und Weiterbildung
Damit soll vor allem die Ausbildung und Verbesserung von Fähigkeiten und Kompetenzen der Produzentenorganisationen gefördert werden. Aber auch in der lokalen Bevölkerung können dadurch die Entwicklungsmöglichkeiten verbessert werden.
9. Förderung des Fairen Handels
Alle Teilnehmenden und Unterstützenden des Fairen Handels setzen sich für die weitere Verbreitung gerechten Welthandels ein, besonders öffentlich in Form von Bildungsveranstaltungen. Hierbei werden über die Ziele des Fairen Handels aufgeklärt und den Kunden alle möglichen Informationen über das Fair-Handels-Prinzip zur Verfügung gestellt.
10. Schutz der Umwelt
Schließlich ist der Schutz der Umwelt ein sehr wichtiger Grundsatz den Fairen Handels. Es wird darauf geachtet, dass Produkte auf eine besonders nachhaltige Produktionsweise hergestellt werden, also durch umweltfreundliche Anbaumethoden und Produktionsbedingungen. Es werden zum überwiegenden Teil nachhaltige, natürliche Rohstoffe verwendet und möglichst keine Chemikalien in der Produktion eingesetzt. Ziel ist eben Nachhaltigkeit und ein möglichst geringer Austausch von CO2.
In den 1970er Jahren ist die Fair-Trade-Bewegung in Deutschland entstanden. Seitdem rückt die Thematik immer mehr in das Bewusstsein der Menschen, vor allem auch durch Krisenzeiten wie den Klimawandel. Zahlreiche Menschen zeigen ehrenamtliches Engagement in Gruppen, Kirchengemeinden oder Weltläden. Inzwischen gibt es viele verschiedene Produkte, die fair gehandelt werden, unter anderem Kaffee, Blumen, Kosmetika oder Textilien die zunehmend auch im Sortiment konventioneller Supermärkte zu finden sind.
Beim Einkauf sollte man dennoch genau auf verschiedene Merkmale fair gehandelter Produkte acht geben, denn die Bezeichnung „fair gehandelt“ wird in unterschiedlichen Bereichen genutzt, ohne dass diese zwangsläufig mit dem Fairen Handel zu tun haben.
- Ein wichtiges Erkennungsmerkmal ist die Marke. Nicht alle Marken sind hundertprozentige Fair-Handels-Organisationen, einige aber schon. Dazu gehören zum Beispiel die GEPA, El Puente, BanaFair, Weltpartner oder Globo.
- Auch die Siegel von Zertifizierungsorganisationen wie Naturland oder Fairtrade sind ein Hinweis darauf, dass die Produkte fair gehandelt sind. Dabei ist allerdings zu beachten, dass Produkte mit Fairtrade-Siegel nicht immer zu hundert Prozent fair gehandelt sind, sondern nur teilweise einzelne Rohstoffe, wie der Kakao in einer Schokolade. Außerdem werden kleine Hersteller oft nicht unterstützt, da die Zertifizierung mit dem Fairtrade-Siegel mit Kosten verbunden ist, die sich viele nicht leisten können.
- Schließlich kann man sicher sein, dass die Produkte aus Weltläden alle fair gehandelt sind, denn schließlich sind Weltläden die Fachgeschäfte für Fairen Handel. Der Weltladen Falkensee ist dabei nur einer von etwa 800 Weltläden in ganz Deutschland. Auch in und um Berlin gibt es zahlreiche Läden, zum Beispiel in Spandau, Pankow, Oranienburg oder den Weltladen A Janela in Wilmersdorf. Dort kann nicht nur mit gutem Gewissen fair eingekauft, sondern sich auch weiter über Fairen Handel informiert werden!
Quellen und weitere Infos:
- https://fair-einkaufen.com/fairer-handel-wfto-10-grundsaetze
- https://www.weltladen.de/fuer-weltlaeden/wiki/37
- https://www.gepa.de/service/faq/1-woran-erkenne-ich-ein-fair-gehandeltes-produkt.html
- https://www.brot-fuer-die-welt.de/themen/fairer-handel/
- https://www.weltladen-in-berlin.de/weltladen-finden.html